Dahab's BLOG

29.12.2019
Dahab Sahar
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Einen Artikel über die Wechseljahre sollte in der Chorikà 3_2020 erscheinen. Aber wer sollte den schreiben? Irgendwie habe ich mich berufen gefühlt, weil ich „mitten drin statt nur dabei“ bin. Ein sehr schönes Thema – wie ich finde – und viel zu wichtig, um immer nur als lästiges Übel beschrieben zu werden. Hier also kommt mein Plädoyer für eine in meinen Augen oft missinterpretierte Lebensphase.

  So, was nun, wie fang ich an? Das Internet soll helfen. Ich suche Synonyme für das Wort „Wechseljahre“ und werde fündig: Wechseljahre / Klimakterium / kritische Jahre / kritisches Alter / Klimax Das klingt doch mal interessant – ad hoc möchte mein Sarkasmus ans Werk – ich bleibe dann aber erst mal „sachlich“. Hier gibt es Stoff, über den frau schreiben kann. Fangen wir doch mal an: Klimakterium: So der medizinische Begriff für die Wechseljahre. Das Klimakterium (von griechisch klimaktér „Stufenleiter, kritischer Zeitpunkt im Leben“) bezeichnet bei der Frau (sowie bei Kühen von Grind- und Schwertwal) die Jahre der hormonellen Umstellung, im Deutschen früher auch Stufenjahre genannt, vor und nach der Menopause mit dem Übergang von der reproduktiven zur postmenopausalen Phase. Diesen Zeitabschnitt bezeichnet man auch als Wechseljahre. (Quelle:de.wikipedia.org) 

Ich bin beeindruckt – Wale haben das auch! Ist es ein kritischer Zeitpunkt im Leben? Ich versuche es gerade so zu fühlen, aber es klappt nicht. Ich hatte in meinem Leben viele kritische Zeitpunkte. Und ich lese, dass es das Klimakterium (virile) auch bei Männern gibt, aber das sei nicht vergleichbar mit dem der Frau, denn der Mann bleibt ja zeitlebens zeugungsfähig und das Testosteron bleibt ja nie ganz weg. Die Frau hingegen verliert ihre „Funktionalität“ und das notwendige Östrogen. Naja, so kann „Mann“ sich das auch schön reden. Für mich hört sich Klimakterium wie eine Krankheit an, wie z. B. Arthritis oder Tetanus. Es werden allerhand unangenehme Körperveränderungen erklärt und viele Probleme geschildert auf den diversen NetDoktor-Seiten. Nirgends steht, dass man es einfach auch unbeschadet überleben könnte. Nur Katastrophen wie Schwitzattacken, trockene Schleimhäute, Fressattacken, Blutdruckterror, Schlafstörungen und so weiter findet man beschrieben. Ich frage mich gerade, was eine Schwertwal-Kuh im Klimakterium macht, wenn sie eine Schwitzattacke hat – sie kann gar keinen Pullover ausziehen, wie grausam. 

Kritische Jahre Kritisch für wen? Jeder Ehemann einer Frau in den Wechseljahren wird jetzt wohl sagen: „Für mich.“ Einmal Mitleid in die Runde leidgeplagter Ehemänner. Kritisch sehe ich einzig und allein den Umgang der Gesellschaft mit diesem Thema. Uns Frauen wird erzählt, wie schwierig wir sind und wie problembehaftet diese Lebensphase ist. Und es wird versucht, diese Phase an zig Indizien zeitlich festzumachen, einsortierbar in ein Muster, damit es bewertbar ist. Aber das ist nicht über alle Frauen hinweg gleichermaßen festzumachen. Jede erlebt diesen Lebensabschnitt anders, an manchen geht es gar unbemerkt vorüber. Jede durchlebt das in ihrem individuellen Alter und in ihrer individuellen Zeitspanne. Ist es vielleicht das, was kritisch ist, dass es nicht exakt festzumachen ist?

Kritisches Alter Kritisch für was? Von einer Lebensphase als „kritisches Alter“ zu sprechen ist eine „Bewertung“ und ist für meine Begriffe unangebracht. Die bisher beschriebenen Begriffssynonyme sind alle negativ behaftet. Was für ein Jammer. Da wundert es nicht, dass frau dieser Lebensphase mit Schrecken begegnet. Und wenn ich im Vorfeld schon „das Grauen“ im Nacken sitzen habe, wundert es nicht, dass es subjektiv als „unschön“ empfunden wird. Reicht es nicht schon, dass man sich zwangsweise mit dem Älterwerden beschäftigen muss? Wechseljahre – ich wechsele von der aktiven Seite der attraktiven und begehrenswerten Frauen in die Liga der alten Schrumpel-Omis – Katastrophe! Mich wundert es nicht, dass es einem dann schlecht geht, denn das will man nicht. Seltsam, Männer finden sich unwiderstehlich, egal wie alt sie sind – ach so, das liegt am Testosteron, oder wie war das? So ein Quatsch! Das liegt an der inneren Einstellung. Und deshalb kommen wir jetzt zum vierten Synonym. 

Klimax Genau hier geht es lang, Ladies! Ich finde als Begriffserklärung „Vollendung, Eskalation, Krönung“. Das ist es, meine Lieben. Aus der süßen Prinzessin wird eine vollendete Königin. Wir haben ein langes, ereignisreiches Leben hinter uns und mit unserer weiblichen Intuition die besten Voraussetzungen, in die Liga der weisen und vollendeten Frauen aufzusteigen. Die „Eskalation der Weiblichkeit“ könnte es auch heißen, wenn man von Wechseljahren spricht. In vielen Völkern genießt die ältere Frau eine besondere Stellung, in unserer Gesellschaft fällt sie aus dem Attraktivitätsraster. Wir haben kein Wechseljahresproblem, sondern ein gesellschaftliches Problem. Viele der „Nebenwirkungen“ der Hormonumstellung würden wir vielleicht einfach „liebevoll“ hinnehmen, wenn da dieses Damoklesschwert nicht über unseren Köpfen kreisen würde. Wo ich etwas liebevoll hinnehmen kann, stellt es sich dann vielleicht gar nicht so sehr in den Vordergrund. Unsere Seele ist unser größtes Organ. In den Wechseljahren sein heißt „ankommen“, „loslassen“, „annehmen“, „aussöhnen“, „zulassen“.

Unsere Gesellschaft problematisiert alles, was nicht nach „Schema F“ läuft. Alles was nicht berechenbar oder bewertbar ist. Alles was nicht in ein praktisches Muster passt. Hormonumstellungen bringen jede Menge an biologischen Folgereaktionen mit sich. Zum einen im Körper, dessen Funktionalität und im Nachgang auch dessen Aufbau und Aussehen sich verändern. Aber viel mehr noch trägt die Hormonumstellung zu einer Umstellung der Gefühlslage bei. Wir fühlen anders oder sind empfindsamer. Wir nehmen uns selbst anders wahr, viel intensiver als bisher. In vielen Dingen wird auch der Blick klarer für das, was frau will, und das, was frau nicht will. Wenn wir uns den Wechsel zugestehen und ihn nicht nur negativ belegen, sondern genau in uns hineinspüren, können wir sehr schöne Dinge entdecken, die uns dann die lästigen Begleiterscheinungen wie z. B. trockene Schleimhäute, Schwitzattacken oder Blutdruckprobleme leichter hinnehmen lassen. Das ist nach meiner Erfahrung die größte Herausforderung und auch die größte Chance an dieser Lebensphase: das liebevolle Annehmen von Gegebenheiten, die wir nicht ändern können. Das war für mich die schwerste Übung überhaupt – aber ich habe es geschafft. Das trifft auch auf das „Altern“ zu, und so haben wir elegant zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Annehmen bedeutet aber auch „in sich aufnehmen“ und „bejahen“ als Normalität. Dies befreit das „Altern“ von einem Dogma, welches mit „nicht mehr können“ gekoppelt ist. Also weitermachen wie bisher? Nein, besser! Weitermachen in positiver Stimmung und mehr im Einklang mit sich selbst. Den Umstand, das Leben und sich selbst bejahen. Nicht (mehr) in Konkurrenz treten wollen, sondern zufrieden mit sich sein, so wie es ist, denn so ist es gut und genug. Damit ist das „Altern“ raus aus dem Horrorszenario und wird bunt angestrichen. Wir können weiter tanzen, wir können uns weiter aufhübschen, schöne Kleider kaufen und uns unwiderstehlich finden. Unterstützung für diese Lebensphase, die somit eine Weiterentwicklung darstellt, finden wir besonders jetzt in den Bauchtanzkursen und überall da, wo Frauen zusammen schöne Dinge tun in gegenseitiger Akzeptanz. Und dann vielleicht auch mal über die Wechseljahreszipperlein lachen können, während man sich kühle Luft zufächelt bei der Schwitzattacke. Ich frage mich gerade, ob die Schwertwal-“Frauen“ auch gemeinsam tanzen? Zumindest machen sie auf mich einen extrem gelassenen Eindruck. Ich glaube, unsere innere Biologie will uns mit den Wechseljahren besonders gut auf einen gelassenen Umgang mit dem Alter vorbereiten. Das ist dann doch mal eine tolle „Erfindung“ und –schwupps – stellt sich heraus, dass wir Frauen demnach privilegiert sind. Mit optimalem „Briefing“ über die Klimax in den Endspurt mit Schwung, losgelöst von Dogmen und frei von Konkurrenzkampf. 

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